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Kino-Seminar: DIE LÜGEN DER NAZIS.
Propagandafilme im Nationalsozialismus

Kinoseminar

Das Medium Film kann Schülerinnen und Schülern den Einstieg in komplexe Themenbereiche erleichtern sowie Lerninhalte auf unterhaltsame und informative Weise vermitteln. Kino kann so zum Unterrichtsforum für Wissenschaft, Natur, Politik, Geschichte oder Kultur werden.


Am 16.04.2018 machten sich aus diesem Grund die drei Stammkurse der IGS Rülzheim auf den Weg in das Kino „Universum“ in Landau. Dort sollte ein Geschichtsunterricht anderer Art stattfinden: Ein Kino-Seminar zur nationalsozialistischen Filmpropaganda, veranstaltet durch das Institut für Kino und Filmkultur (IKF) in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und der Leitstelle Kriminalprävention in Mainz.


Durch den antisemitischen Film „Jud Süß“ von 1940 sollten die Schülerinnen und Schüler die Zeit des Nationalsozialismus erfahren. Bei dem hierbei gezeigten Film handelt es sich um einen Originalfilm, der ausschließlich produziert wurde, um die Menschen zu beeinflussen und zu manipulieren. Dieser Film ist ein sogenannter Vorbehaltsfilm, der nur in geschlossenen und pädagogisch begleiteten Veranstaltungen vorgeführt werden darf.


„Ausgezeichnet geworden. Der erste wirklich antisemitische Film", schrieb Reichspropagandaminister Joseph Goebbels 1939 in sein Tagebuch, nachdem er das Manuskript zu „Jud Süß" gelesen hatte. Er persönlich gab den Spielfilm in Auftrag und überwachte seine Entstehung. Am 5. September 1940 wurde „Jud Süß" auf den Filmfestspielen in Venedig unter großem Beifall des deutsch-italienischen Publikums uraufgeführt.


Zu Beginn des Kinoseminars erfolgte eine Einführung, in der die historischen Hintergründe erläutert und Besonderheiten der propagandistischen Aussage des Films thematisiert wurden. So z. B., dass das Medium Film vom NS-Regime als Mittel genutzt wurde, um eigene Taten zu verschleiern bzw. zu rechtfertigen. Die Propagandafilme sollten so gestaltet sein, dass die Zuschauer die Filme gerne schauen, sie sollten sie als Unterhaltungsmittel sehen. Die eigentliche Propaganda erfolgte im Film indirekt, da direkte Propaganda die Zuschauer abschreckte. Um die Propaganda also nicht explizit sichtbar zu machen, verwendeten die Macher viele Methapern, so wurden Juden als Ratten o. Ä. dargestellt.


Der Film basiert auf historischen Tatsachen: Der Jude Joseph Süß Oppenheimer (1692-1738), Jud Süß genannt, war im 18. Jahrhundert als Finanzberater des württembergischen Herzogs Karl Alexander (1684-1737) tätig. Für die Unterstützung des Herzogs in finanziellen Belangen erhielt er mehrere Privilegien. Eine Steuerpolitik, die Karl Alexander auf Anraten Oppenheimers ausübte, führte zu einer Abwehrhaltung der württembergischen Landstände und zur Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Für diese galt Oppenheimer als Urheber aller Missstände. Nach dem Tod des Herzogs wurde er verhaftet und zum Tode verurteilt, obwohl keine Beweise für die Anklagepunkte wie Hochverrat, Beraubung der Staatskassen oder Korruption vorlagen. Am 4. Februar 1738 wurde Oppenheimer vor den Toren Stuttgarts erhängt.


Nach der Filmsichtung wurden weitere Informationen zur Produktion und Rezeptionsgeschichte des Films gegeben. Anschließend folgte eine Diskussion über den Film und seine Wirkung.


Lena Dreyer

Quelle: Lebendiges Museum Online: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kunst-und-kultur/film-jud-suess.html



Kooperation mit Wolf Ware